Rama 5: Boten des Lichts by Lee Gentry

Rama 5: Boten des Lichts by Lee Gentry

Autor:Lee, Gentry [Lee, Gentry]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-03-15T19:03:02+00:00


KAPITEL

10

Die Anhörung fand im einzigen Raum Walhallas statt, der groß genug war, um alle Leute aufzunehmen, die zugegen sein wollten: in der Sporthalle, die Teil des Freizeitkomplexes war. Johann hätte eine Anhörung unter Ausschluß der Öffentlichkeit vorgezogen, doch Narong überzeugte ihn, daß das breite Interesse an diesem Fall ein öffentliches Verfahren verlangte. Während die Zuschauer ununterbrochen in die Halle strömten, beugte sich Johann zu Kwame hinüber. »Vom Erhabenen zum Lächerlichen in einer Stunde«, murmelte er.

»Die Wirklichkeit übertrifft sich immer selbst«, erwiderte der Tansanier.

Johann und sein Beratungsausschuß, bestehend aus Narong, Kwame und Lucinda Davis, saßen hinter einem langen Tisch am Ende der Halle. Yasin saß zur ihrer Rechten auf einem Klappstuhl. Deirdre Robertson und Anna Kasper, die gemeinsam ihre Beschwerde vorgebracht hatten, saßen links. Die Zuschauer fanden auf einer Tribüne Platz, die aus der Wand ausgezogen worden war.

»Als Direktor des Außenpostens Walhalla«, begann Johann, als alles still war, »gehört es zu meinen Pflichten, jedem Verhalten nachzugehen, das gegen die Statuten der Marskolonie verstößt. Falls ich zu dem Schluß komme, daß ein konkreter Verdacht auf Gesetzesübertretung besteht, bin ich gezwungen, die betreffende Person zwecks Einleitung eines ordentlichen Gerichtsverfahrens an die Behörden in Mutchville zu überstellen … Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß es unter den gegenwärtigen, außergewöhnlichen Umständen schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein wird, den Angeklagten nach Mutchville zu bringen. Nichtsdestotrotz beabsichtige ich, diese Anhörung als erste Maßnahme des Verfahrens wie vorgesehen durchzuführen.«

Johann legte eine Pause ein. Er fühlte sich eigenartig. Irgendwie erschien ihm diese Anhörung nach allem, was er erlebt hatte, gar nicht mehr so wichtig. Er benötigte all seine Willenskraft, um sich zusammenzureißen und auf Yasin zu konzentrieren.

»Mister Yasin Al-Kharif, Sie werden der versuchten Vergewaltigung von Ms. Deirdre Robertson beschuldigt. Wie plädieren Sie?«

»Nicht schuldig.«

»Bitte vermerken Sie im Protokoll der Anhörung, daß Mister Al-Kharif auf nicht schuldig plädiert«, sagte Johann. Dann deutete er auf Deirdre, Anna und Yasin. »Jeder von Ihnen dreien erhält zehn Minuten Zeit, um alles vorzubringen, was er über den angeblichen Versuch der Vergewaltigung weiß, der in der letzten Nacht in Ms. Robertsons Zimmer stattgefunden hat. Ich möchte Sie daran erinnern, daß Sie unter Eid stehen. Bitte achten Sie auf das Signal des Computers vor Ihnen, während Sie Ihre Zeugenaussage ablegen. Wenn ein rotes Licht aufleuchtet, hat das Spracherkennungsmodul, das Ihre Aussage in ein schriftliches Protokoll umsetzt, ein oder mehrere Worte nicht verstanden. In diesem Fall wiederholen Sie bitte das Gesagte. Wenn Sie alle drei fertig sind, werden das Komitee und ich sicher Fragen an Sie stellen.«

Die Zeugenaussagen enthielten keine substantiellen Unstimmigkeiten über die prinzipiellen Geschehnisse vor dem angeblichen Vergewaltigungsversuch. Yasin hatte Deirdre mitgeteilt, daß er ein paar neue Ideen habe, wie man die Effizienz der Treibhäuser noch verbessern könne. Sie hatten ein Treffen vereinbart. Wegen ihrer Arbeitspläne war der passendste Zeitpunkt der vorhergehende Abend gewesen, nach dem Essen. Deirdre hatte Bedenken gehabt, Yasin im Bürokomplex zu einer Zeit zu treffen, zu der niemand sonst mehr in der Nähe war. Sie hatte sich mit Anna Kasper beraten und dann beschlossen, das Treffen in ihrem Zimmer im Wohnbereich der Station abzuhalten.



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